Die kannibalische Weltordnung

„Die Kinder von Darfur und Somalia sterben eben nicht auf dem Kurfürstendamm oder unter dem Eiffelturm. (…)

Ein Kind, das jetzt, wo wir reden, an Hunger stirbt, wird ermordet. Ich stelle dem gegenüber das Weltbankenjahrbuch der Uno. Dort steht, dass die 500 größten transkontinentalen Privatkonzerne im vergangenen Jahr 52 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrolliert haben. Diese Konzerne funktionieren ausschließlich nach dem Profitmaximalisierungs-prinzip. Diese Konzerne haben eine Macht, wie sie sie in der Geschichte der Menschheit niemals ein Kaiser oder König oder ein Papst gehabt haben. (…)

Der Wirtschafts- und Sozialrat der Uno hat ermittelt, dass durch die verschiedenen Auswirkungen der Unterentwicklung wie beispielsweise Epidemien, Hunger, verseuchtes Wasser 51 Millionen Menschen im vergangenen Jahr getötet worden sind. Der Zweite Weltkrieg hat in sechs Jahren 56 Millionen Menschenleben gekostet. Hier sehen Sie die Dimensionen. Und deshalb spreche ich von einem wirtschaftlichen Weltkrieg gegen die ärmsten Schichten der Völker des Südens.

Wer ist schuld an dieser Unterentwicklung?

Das globalisierte Finanzkapital, denn es hat diese kannibalische Weltordnung errichtet.“

Hartmut Kaczmarek: Weimarer Reden: Im Gespräch mit Jean Ziegler, in: OTZ, 21.03.2010

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„Es geht um Herrschaft und Unterwerfung. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind auf diesem Planeten, 47.000 Menschen verhungern jeden Tag. Im Süden – Punkt. Und die Machtmonopole – wirtschaftlich, ideologisch, militärisch – liegen im Westen. Nicht im Westen geografisch, nicht im Westen christlich-kulturhistorisch, nicht im Westen weißer Hautfarbe. Es geht um das herrschende Produktionssystem, es geht um strukturelle Gewalt.“

Jean Ziegler in: Welt-Sichten 7/2010


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