Stuttgart 21 – Entzauberung der Illusionsmaschine

Es ist unglaublich und mal wieder bezeichnend für die Arroganz der Medien, dass mir bis heute mittag kein einziger (!) nennenswerter Artikel untergekommen ist, der reflektiert, was gestern geschehen ist. Es war tatsächlich ein historischer Tag in der Geschichte der Bundesrepublik. Mitbekommen haben dies im Gegensatz zum Medienbordell wieder mal „nur“ die Bürger, wie aus Leserkommentaren wie diesem von „seidenschnabel“ auf Zeit Online deutlich wird:

„Wer heute dort zugeschaut hat, war Dokumentar einer neuen öffentlichen Demokratie. Ein historischer Zeitzeuge. Geissler hat es auf den Punkt gebracht, wie Internet, Blogs, Twitter etc. die Gesellschaft verändern. Es war einfach nur wahnsinnig, wie ein zivilgesellschaftliches Bündnis den regierenden Politikern und deren Chargen den argumentativen Boden unter den Füssen weggerissen haben. Gönner, Kefer et al. triefte der kalte Schweiß nur so von den Stirnen.Das Fazit lautet: keine politischen Entscheidungen mehr hinter verschlossenen Türen. Heute wurde uns der Weg der zukünftigen Bürgerdemokratie gezeigt, in welchem Politik auf Augenhöhe (sinngem. Zitat Geissler) mit diesem agiert und nicht mehr von oben herab, sich selbst als Nachfahre des Sonnenkönigs überhöhend. Politiker! Ihr seid unsere Angestellten, nicht unsere Herrscher!!!!“

Das Fazit, das ich nach etwa einstündiger Betrachtung ziehen kann, lautet: Deutsche Bahn und Landesregierung haben keinerlei stichhaltige Argumente und wurden von den „Stuttgart 21-Gegnern“ eindrucksvoll bloßgestellt. Herrn Geißler ist nur vorzuwerfen, dass er die „Stuttgart 21-Befürworter“ gestern nicht zu einer Antwort auf eine Studie der Schweizer Beratungsfirma sma gezwungen hat, die sogar behauptet, dass der geplante Durchgangsbahnhof weniger (!) Leistungskapazität als der alte Kopfbahnhof haben wird.

Hierzu ist auf einem blog zu lesen:

„Aufgrund der Brisanz der vorliegenden Resultate ist absolutes Stillschweigen erforderlich“, hieß es im Juni 2008 in einer Aktennotiz zum sma-Gutachten. Erst zwei Jahre später wurde die Expertise publik. Sie geht auf Kapazitätsprobleme des geplanten Bahnhofs ein, spricht von einem „hohen Stabilitätsrisiko“, einem „schwer beherrschbarem Gesamtsystem“, das zudem „geringe Gestaltungsmöglichkeit des Fahrplans“ eröffne.

Ein kompletter Wahnsinn. Milliardenschwere Infrastruktur wird geplant und beschlossen, bevor (!) man überhaupt plant und berechnet, was selbige zu Leisten im Stande ist. Da liegt der Verdacht dann doch nahe, dass man es eher mit „kaltschnäuziger Cliquenwirtschafteiner Bau-und Immobilienlobby zu tun hat, bei der die Bürger bislang „ausgetrickst und abgekanzelt“ wurden.


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