Ein Geschmäckle: Die Spätzle- und Maultaschen-Connection. Schmierentheater ohne doppelten Boden

Womöglich brechen härtere Zeiten für Schmierendarsteller an: Wikileaks entlatvt erneut die Verbrechen der US-Regierung, am 26. November soll der Bundestag belagert werden („Wir zahlen nicht für Eure Krise“) und Herrn Kefer, Technikvorstand der Deutschen Bahn, blieb immer nur das Aufsetzen einer Maske des Lächelns übrig, wenn die Bildregie während der „Live-Schlichtung“ von „Stuttgart 21“ auf ihm war. Auch Ministerin Gönner („Das Stuttgart 21 Kartell“) floh sich immer nur notdürftig in Lächeln und Lachen. Die Masken saßen bereits schief. Schade nur, dass Bahnchef Grube nicht da war. Dann hätte sich der wackere Bürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, auch nach den – Vorsicht, Kalauer – „Häusslebau-Aktivitäten“ des Bahnchefs erkundigen können.

So in etwa sieht also Landespolitik in Deutschland aus. Die Schmierendarsteller der Ausblutung der öffentlichen Hand und Verballhornung der Bevölkerung stellen sich vor laufender Kamera selbst bloß. Am deutlichsten wurde: Wir haben es mit einem Kulturkampf zu tun, der bundesweit, ja wohl in Abstufungen weltweit hier repräsentativ abgebildet wurde: auf der einen Seite die Schmierendarsteller in der Rolle der Bürokraten-Profiteure (Gönner) und Profitmanager (Kefer), auf der anderen Seite die intelligent-unabhängigen Denker (in diesem Fall Professoren) und „grüne“ Politiker mit vernünftigen Denkansätzen (Palmer).

Dass solch eine Begegnung auf Augenhöhe und in der Öffentlichkeit möglich war, ist das erste positive demokratische Zeichen in all der Misere gegenwärtigen politischen Handelns. Die offene Frage ist, wie man aus derartigen Debatten plebiszitäre Entscheidungsprozesse generieren könnte, ohne dabei die Republik in eine Dauerwahlkampfzone zu verwandeln. Doch das Experiment ist der Weg, und man kann nur hoffen, dass weitere derartige Experimente in Zukunft aufgeführt werden.


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