Das Unrecht der Stärkeren

Der Chef-Exorzist der katholischen Kirche berichtet von einem vor 30 Jahren verschwundenen 15-jährigen Mädchen, das von Gendarmen der Vatikan-Polizei für Sexpartys vermittelt und später ermordet worden sei. Wenig überraschend: Die Bundesregierung reist gerne mit Vertretern der Rüstungsindustrie. Das Zentrum für Politische Schönheit hat eine gewagte Aktion gegen die Eigentümer des Waffenkonzerns Krauss-Maffei Wegmann gestartet. Ganz toll auch der neue Vorsitzende der Piraten, der sich im Hause Axel Springer mit einem der größten Kriegsverbrecher des letzten Jahrhunderts trifft.

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Besonders widerlich: Wie die brasilianische Regierung mit aller Macht dem Wachstumswettbewerb der globalen Konzerne und Banken folgt. Gerhard Dilger kommentiert in der taz:

Durch die hemmungslose Verbreitung von Soja- und Zuckerrohrmonokulturen zur Erzeugung von Agrosprit werden Kleinbauern verdrängt und wertvolle Ökosysteme vernichtet. Der Bau von Großstaudämmen forciert die Zerstörung Amazoniens. Nach den Amazonas-Nebenflüssen Madeira und Xingu ist nun der Tapajós an der Reihe. Für den Bau von fünf Wasserkraftwerken hat Rousseff per Dekret klammheimlich sieben Naturschutzgebiete verkleinert. Nun hat Rousseff die große Chance verpasst, die reaktionärsten Teile des Agrobusiness durch ein vollständiges Veto gegen das „Frankenstein-Projekt“ in die Schranken zu weisen – der Rückhalt in der breiten Öffentlichkeit wäre ihr sicher gewesen. Stattdessen taktiert und laviert sie weiter. Wenn von Rio+20 überhaupt neue Impulse ausgehen werden, dann wohl leider nicht auf Initiative der brasilianischen Regierung.

Die taz berichtete auch über das Belo Monte – Staudammprojekt und den Dokumentarfilm „Count-Down am Xingu II“ von Martin Keßler:

„Nach vielfältigen Umweltschutzauflagen wurde das Projekt genehmigt“, schreibt die Daimler AG auf Anfrage für die Gründe ihrer Beteiligung am Bauprozess mit 540 Lastwagen, für die sie rund 83 Millionen Euro erhält. „Wir achten die Entscheidungen eines souveränen demokratischen Staates wie Brasilien, hier gilt für uns der Primat der Politik.“ Die Münchener Rück sieht das ähnlich: „Für diesen Kurs, das starke Wirtschaftswachstum des Landes durch den Ausbau von erneuerbaren Energien zu unterstützen, hat die Regierung starken und breiten Rückhalt in der Bevölkerung“, schreibt eine Sprecherin.“„Bei Munich Re spielen Nachhaltigkeitsaspekte neben der rein technischen Bewertung von Risiken eine wichtige Rolle.“

Angra 3

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Super: Documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev über die politische Intention der Erdbeere

„Christov-Bakargiev: Meiner Meinung nach dürfen sich in einer wahren Demokratie alle äußern. Die Frage ist nicht, ob wir Hunden oder Erdbeeren die Erlaubnis zum Wählen erteilen, sondern wie eine Erdbeere ihre politische Intention vorbringen kann. Ich will Tiere und Pflanzen nicht schützen, sondern emanzipieren. Früher hieß es, wir haben allgemeines Wahlrecht, aber die Frauen wählten nicht. Warum sah keiner den Widerspruch? Wenn man das Subjekt des Bürgers nur als männlich konstituierte, gab es ja tatsächlich allgemeines Wahlrecht.

SZ: Warum sollen Hunde wie Frauen wählen dürfen?

Christov-Bakargiev: Warum nicht? Gehört die Welt denn weniger den Hunden als den Frauen?

SZ: Sehen Sie keinen fundamentalen Unterschied zwischen Frau und Hund?

Christov-Bakargiev: Absolut nein! Es gibt keinen grundlegenden Unterschied zwischen Frauen und Hunden oder zwischen Männern und Hunden. Auch nicht zwischen Hunden und den Atomen, die meinen Armreif bilden. Ich denke, alles hat seine Kultur. Die kulturelle Produktion der Tomatenpflanze ist die Tomate.“

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Bulb Fiction


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